Zur Geschichte der Rohstoffgewinnung im Raum Ottendorf-Okrilla
Die Niederung der Großen Röder war in der Bronzezeit ein zusammenhängendes Siedlungsgebiet der Lausitzer Kultur. Vor- und frühgeschichtliche Funde bei Medingen, Cunnersdorf und Großdittmannsdorf belegen das. Das Menschsein ist schon immer mit einer Rohstoffnutzung verbunden gewesen. So waren es zuerst die Steinwerkzeuge, für die besonders harte und scharfkantig brechende Feuersteine, Chalzedone und Achate als Rohstoff geeignet waren. Lehme und Tone als Rohstoff für keramische Produkte und als Baustoff, Torf als Brennstoff, all das ist in diesem Siedlungsraum vorhanden gewesen.
Baustoffe der verschiedensten Art und mit unterschiedlichen Eigenschaften sind im Gebiet um Ottendorf-Okrilla auf dichtestem Raum vorhanden. So stehen Granodiorit, Grauwacke und Gneise in Kuppen oberflächennah an und fanden als Bausteine Verwendung. Geschiebelehm, Auelehm und auch Gesteinszersätze von Syenit und Grauwacke wurden zur Herstellung von Ziegel und später auch von Schamotten verwendet.
Seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts hatte den Torfabbau der Unternehmer Karl Leonhardt (Holzhandel-Köhlerei-Torf- und Heilerde) in Ottendorf-Okrilla vom Staatsforst gepachtet. Im Jahr 1947 waren noch vier Mann Belegschaft mit dem Abbau beschäftigt (G. MÖBUS 1947).
Die verstärkte Gewinnung von Sand und Kies ist besonders mit der Enwicklung der Betontechnologie verbunden. Die Industrie- und Verkehrsbauten etwa ab 1925 führten in dem sich entwickelnden Ballungsraum Dresden zu einem hohen Bedarf an diesen Rohstoffen. Es entstanden vielerorts Betonwerke.
Bei Ottendorf- Okrilla, nördlich des Ortsteiles Cunnersdorf am Wachberg betrieben bis 1949 mehrere Bauern Kiesgruben. Diese Gruben wurden ab 1946 dem Landkreis Dresden untergeordnet.
Ebenso wurde die Heideköhlerei Max Findeisen am 30.06.1946 enteignet und ab 1950 gemeinsam mit den o.g. Kiesgruben als Heideköhlerei und Kieswerk Ottendorf-Okrilla verwaltet.
Die Jahresproduktion an Kiessand betrug damals wenige tausend Tonnen. Der Wiederaufbau der im 2. Weltkrieg stark zerstörten Stadt Dresden verlangte aber eine sprunghafte Zunahme der Baustoffproduktion. Im Jahr 1950 entsteht deshalb zur Bahnverladung am Bahnhof Ottendorf-Okrilla Süd eine neue Verladerampe. Mit einer etwa 2 km langen Feldbahn werden die Sand- und Kiesprodukte vom Tagebau Wachberg durch den Ort Ottendorf-Okrilla zum Bahnhof gefahren.
Im Jahr 1957 wurde der Tagebau Laußnitz aufgeschlossen. Mit dem Bau des neuen Kieswerkes an der Königsbrücker Straße (F 97- heute B 97) zwischen den Jahren 1958 und 1960 entstand ein für damalige Verhältnisse modernes Werk zur Herstellung von hochwertigen Sand- und Kiesprodukten. Ab 1961 lief die Aufbereitung in drei Schichten; im Jahr 1962 wurden bereits über eine Million Tonnen Sand- und Kiesprodukte verkauft.
Nach 1990 wurden auch für das Kieswerk Ottendorf-Okrilla neue Maßstäbe in allen Bereichen gesetzt.
Wie auch in anderen Rohstoffbetrieben vollzog sich der Firmenneuaufbau der Kieswerk Ottendorf-Okrilla GmbH & Co. KG bis zum heutigen Tag in hohem Tempo.
Das Unternehmenskonzept des Kieswerkes Ottendorf-Okrilla sah u.a. eine wesentliche Produktivitätssteigerung vor. Dazu gehörte der Aufbau eines neuen Kieswerkes am Standort des Tagebaues mit einer Aufbereitungsleistung von über 500 t/h. Der Probelauf und damit die Inbetriebnahme des Neuwerkes erfolgten nach einer Bauzeit von nur 8 Monaten im Mai 1993.
Diese leistungsfähige Anlage hat sich auch nach fast zwei Jahrzehnten des Betriebes bewährt. Die eingesetzte moderne Technik schafft Sicherheit an den Arbeitsplätzen des Anlagenpersonals und ermöglicht eine hohe Produktqualität mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.
Die Produktion von Transportbeton gehört aber ebenso zum langfristigen Firmenkonzept der eigenen Produktveredlung von Kiesen und Sanden.
Deshalb wurde zeitgleich mit dem Aufbau des neuen Kieswerkes an diesem Standort eine leistungsfähige Transportbetonanlage errichtet.
Unmittelbar angrenzend an das Kieswerk entstand die Gewerbefläche „Industrie- und Gewerbepark Laußnitzer Heide“. Ziel für die vom Kieswerk Ottendorf-Okrilla ausgehende Planung war die Weiterverarbeitung und Veredlung der Sande und Kiese. In mehreren Werken werden unter anderem Spezialsande und Porenbetonsteine in einer sehr breiten Angebotspalette produziert.
Eine weit in die Zukunft gerichtete Aufgabe ist die begonnene Rekultivierung des jetzigen Tagebaues. Das Gesamtkonzept liegt in Form eines zugelassenen Rahmenbetriebsplanes vor. Die jetzigen Bergbaulandschaft und die spätere Bergbaufolgelandschaft erfüllen höhere ökologische Anforderungen als vor dem Kiesabbau. Der über 250 ha große Tagebau wird in vielfältiger Weise einer Wiedernutzbarmachung zugeführt.
Durch Auffüllung mit unbelasteten Erdstoffen soll das ehemalige Geländerelief im Bereich um den Wachberg wieder hergestellt werden.
Neben der anschließenden Aufforstung mit standortgerechten Gehölzen werden Landschaftsseen und Flachwasserbereiche entstehen. Der notwendige Rohstoffabbau soll auch weiterhin umweltverträglich gestaltet werden. Die erkundeten Lagerstättenfelder dazu sind vorhanden und werden noch weiteren Generationen zur Verfügung stehen.
nach Gunther Galinsky, Freiberg